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Die Grenzen der Meinungsfreiheit
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Wo endet Toleranz?
Eine kritische Abhandlung von SZ-Ethikpapst Dr.Dr.Rainer Erlinger
14.03.2011

Eine bemerkenswerte Abhandlung zum Thema Toleranz von SZ-Ethikpapst Dr.Dr.Rainer Erlinger findet sich im SZ-Magazin vom 11. März 2011 (S.32-37).
Zunächst weist er darauf hin, dass sich Toleranz nur auf etwas beziehen kann, "was man moralisch ablehnt, also für falsch, unmoralisch hält. ... die Ablehnung scheint ein notwendiger Bestandteil der Toleranz zu sein." 
Im Paradoxon der Intoleranz von Karl Popper ("Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz"), das meist als Begründung für das nicht tolerieren der Intoleranz verwendet wird, sieht er einen Widerspruch: "Durch das Nichttolerieren der Intoleranz wird man selbst intolerant." (Zweites Paradoxon der Intoleranz)
Die Grenzen der Toleranz zieht er dergestalt, dass man das Nichttolerierbare "als Demonstration - nicht die entsprechenden Handlungen - um der Meinungsfreiheit willen aus rechtsstaatlichen Gründen zulassen müsste und sollte."
Dafür spricht m.E. auch, dass die Definition "nichttolerierbar" an sich schon subjektiv ist. Wobei anzumerken wäre, dass eine Demonstration schon eine wesentlich intensivere Meinungsäußerung ist als ein Leserbrief oder ein Internet-Forum.
Wer sich also für tolerant hält, sollte sich diesen Artikel mal zu Gemüte führen.