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Sammeln statt Denken
Heute wird kaum mehr ernsthaft gedacht
23.01.2016

In der Süddeutschen Zeitung vom 23.1.2016 bedauert die Kolumnistin Carolin Emcke, dass
 Denken immer seltener wird,
das noch nicht um eine Richtung besorgt ist, das nicht schon weiß oder zu wissen behauptet, was richtig ist und was falsch,
das nicht schon das eigene Urteil kennt bevor es weiß, wie es überhaupt zustande kommen könnte.

In der zunehmend polarisierten, fragmentierten Öffentlichkeit dominiere im Augenblick vor allem jenes Denken,
das immer fertig und abgeschlossen sein will, das Zweifel nur an den Positionen der anderen, aber nicht an den eigenen zulässt,
das nur mehr ordnet, welche Behauptungen und welche Ideen anschlussfähig sind an das, was man immer schon geglaubt und gedacht hat.

Sie fordert ein Denken, das die Bereitschaft verlangt, auch Irrtümer einzugestehen, blinde Flecken der eigenen Sozialisation oder des eigenen
Milieus zu entdecken und das Wagnis, mal die Perspektive anderer einzunehmen, um zu schauen, was sich von dort aus sehen oder denken ließe.