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Olympische Winterspiele in Peking
Medien hetzen gegen China und Thomas Bach

22.02.2022

Statt sich auf den Sport zu konzentrieren, ließen die deutschen Medien in ihrer Berichterstattung über die Olympischen Winterspiele in Peking keine Gelegenheit aus, ihre Ressentiments gegen den einzigen verbliebenen kompetenten Ausrichter (bei Kasachstan hätten sie sicher auch Ansatzpunkte für Kritik gefunden) und den deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach unterzubringen.

Dieser hat in seiner Eröffnungs-Ansprache sehr diplomatisch die bekannten Kritikpunkte angedeutet, wie es dem Chef einer allen Mitgliedsländern verpflichteten Organisation und auch der Höflichkeit gegenüber einem Gastgeber geziemt. Er hat sich der Sache der Tennisspielerin angenommen, mit der er sich sicher auf Englisch unterhalten konnte. Statt auf sein Urteilsvermögen und seine diskreten Einflussmöglichkeiten zu vertrauen, setzte man dem nur Unterstellungen und Mutmaßungen entgegen, was schon fast den Charakter einer Verschwörungstheorie hat. Aber die deutschen Medien haben die Neigung, die wenigen international bedeutenden Persönlichkeiten der Nachkriegszeit, vom Papst über den IOC-Präsidenten bis zu Weltfußballern zu demontieren, während andere Länder ihren Helden Denkmäler setzen.

Während die meisten Sportler bei entsprechenden Fragen ausweichend reagierten, tat sich vor allem der „China-Experte“ Felix Neureuther hervor, der von dem Land wohl nur den Flughafen (der übrigens viel schneller fertig war als der Berliner) und das Quarantäne-Hotel kennt, auf China und Thomas Bach verbal einzuprügeln.

Dass olympische Magie nicht auch außerhalb der reinen Wettkampfstrecken strahlen kann, mussten wir leider auch in Tokio erleben. Immerhin haben es die Chinesen geschafft, ohne neue Positiv-Tests durchzukommen und trotzdem deutlich mehr Zuschauer in die Stadien zu bringen, die allen Sportlern fair applaudiert und so etwas Stimmung gebracht haben. Karl Geiger, der näher dran war, hat das in einem Interview im Münchner Merkur vom 16.2. bestätigt: „Die Spiele sind im Vorfeld scharf kritisiert worden, aber so, wie sie es gemacht haben, war es gut.“
Den Aufwand, der getrieben wurde, muss man auch in Relation zur Größe des Landes sehen und zu dem, was sich auch auf anderen Gebieten getan hat. In der Zeit, in der München eine U-Bahnstrecke mit 5 Stationen baut, hat China in vielen Städten ein U-Bahn-Netz größer als das Münchner hingestellt. China hat wahrscheinlich noch immer weniger Wintersport-Infrastruktur als das kleinere Europa (so muss man rechnen), wo sich selbst das im Vergleich winzige Lettland eine Bobbahn leisten kann. Und auch München hat sich bei der von Felix unterstützten Olympia-Bewerbung auf den vom IOC geforderten Gigantismus eingelassen mit so unsinnigen Bauten wie z.B. einem Eisschnelllauf-Stadion in München, obwohl es in Inzell schon eine international erprobte Anlage gibt. Und das Erbe von 1972 ist u.a. ein abgerissenes Radstadion, eine verlotterte Ruder-Regatta-Strecke und ein wunderschönes Olympia-Stadion, dass nur leider leersteht. Auch dazu Karl Geiger: „Das nächste Mal, bevor man etwas Kritisches sagt, muss man als Deutschland vielleicht selber mal wieder eine Bewerbung rausschicken.“ Dazu  könnte man ergänzen: „ … und dazu die Position von Thomas Bach nutzen statt ihn zu demontieren.“