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Ukraine-Krise
Meinungen zur "Zeitenwende" bei Politik und Medien

28.10.2022

Es ist nicht verwunderlich, dass alle einen Krieg verurteilen. Und wer anfängt, ist auch schuld. Aber ist es wirklich so einfach? So wie sich schon der Beginn des 2. Weltkriegs auf die Geschehnisse nach dem 1. Weltkrieg zurückführen ließe, sollte man auch jetzt die Vorgeschichte betrachten, bevor man ein Urteil fällt.
Diese findet man in jedem seriösen Geschichtsbuch, in Wikipedia oder auch in einem recht knappen, anschaulichen Video in Youtube.
Aber wie damals braucht man einen Schuldigen, und der ist natürlich nicht unter den Siegern zu finden. Wenn man sich die militärischen Kräfteverhältnisse ansieht, kann man sich denken, wer der Sieger sein wird: die NATO mit dem 13-fachen Militärhaushalt Russlands. Dazu gab es schon vor ein paar Jahren eine anschauliche Darstellung im ARD-Magazin Monitor (ab min. 2:20) - also keine "Verschwörungstheorie".
Angesichts dieser unbestrittenen Fakten sind sich Poilitik und Medien erstaunlich einig in Waffenlieferungen an die Ukraine und gleichzeitig bereit, uns Bundesbürgern deutliche Wohlstandverluste zuzumuten. Selbst eher neutrale Medien wie die Neue Zürcher Zeitung hauen in dieselbe Kerbe.
Noch vor einigen Jahren wurde dagegen selbst im bundesdeutschen Staatsfernsehen noch ausgewogener argumentiert, wie z.B. bei Maybrit Illner am 4.9.2014. Anwesend waren u.a. der ehemalige NATO-General Harald Kujat mit umfangreichem Insider-Wissen, sowie der russische und der ukrainische Botschafter. Dieser machte eine bemerkenswerte Aussage: "Die Ukraine hat eine gute Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der NATO. Die Zusammenarbeit mit der NATO ist für uns wichtig für die Reformen. .. und vergessen Sie nicht, dass die Ukraine der einzige Partner der NATO ist, der an allen Operationen teilnimmt." Und da wundert man sich über die Bedenken Russlands?
Ernst nehmen sollte man auch eine Einschätzung des hochgeschätzten Alt-Bundeskanzlers Helmut Schmidt: "Putin ist der Mann, der nach der Wildwestperiode unter Jelzin den russischen Staat wieder hergestellt hat." Diese bestätigte schon vor 20 Jahren der wohl ebenfalls unverdächtige Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, 
als Berater der ersten Clinton-Administration und später Chefökonom der Weltbank ein intimer Kenner der Vorgänge, in seinem Buch "Globalization and Its Discontents" (Die Schatten der Globalisierung)“.

Zur aktuellen Kanzler-Schelte ein Kommentar, auszugsweise im Münchner Merkur (Leserbriefe) vom 28.10.22 erschienen:
"Ich bin wahrlich kein Anhänger der Ampel, aber die permanente Hetze gegen den zum Glück besonnenen Kanzler geht mir langsam auf die Nerven. Waren es doch seine „Freunde“, die schon Monate vor dem Einmarsch der Russen im Donbass gegen Nord-Stream 2 gehetzt haben, das dann zwei Tage davor auf Eis gelegt wurde. Vielleicht war das sogar der Auslöser, der das Fass bei Putin zum Überlaufen gebracht hat? Nur zwei Tage danach wurde das ukrainische Stromnetz vom russischen abgekoppelt und an das westeuropäische angeschlossen. So etwas muss von langer Hand vorbereitet sein. Der Kanzler wehrte sich auch lange, sich an dem von den USA angezettelten Wirtschaftskrieg zu beteiligen, der dann logischerweise das Versiegen der russischen Gaslieferungen zur Folge hatte, was ja ausdrücklich gewollt war. Für den geplanten Gaspreisdeckel wurde er dann wieder von denen gerügt, die unser Land in diese missliche Lage gebracht haben, während sie selbst weit weniger betroffen sind und wie die USA sogar ein „Bombengeschäft“ im wahrsten Sinne des Wortes machen.
Und nun wird der Kanzler auch noch wegen Geschäften mit China kritisiert. Als kleines Land ohne Rohstoffe, aber mit hohen Exporten sind wir von der ganzen Welt abhängig. Auch noch ein Wirtschaftskrieg mit China – unserem größten Handelspartner – und unsere Wirtschaft und damit unser Wohlstand würden zusammenbrechen. Der einzige Ausweg ist ein ausgewogenes Verhältnis einer einigen EU zu allen drei Großmächten und die Vermeidung von einseitigen Abhängigkeiten."