Die Grenzen der Meinungsfreiheit |
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Zwei
über das Tagesgeschehen hinausblickende Leserbriefe in der Süddeutschen Zeitung vom 21.02.2012 zum Fall Wulff, die
unabhängig vom Anlass Beachtung verdienen. |
Nun hat die Medienjagd vielleicht ein Ende. Die Kultur des
Umgangs in unserem Land aber hat zweifellos schweren Schaden erlitten - und der
wirkt weiter. Es ist beschämend, dass sich manche Journalisten aufgespielt
haben wie das Jüngste Gericht. Dabei hat Michelangelo in seinem berühmten
Gemälde in der Sixtinischen Kapelle keinen Zeitungsschreiber an die Seite
Christi, den Weltenrichter, gestellt. Ein großes Versäumnis, wie sich jetzt
zeigt. Die zuständigen Gerichte sind nicht gefragt, ge- und auch verurteilt
haben längst die Medien. Zwar immer im Konjunktiv, aber mit ständigen
Wiederholungen nicht bewiesener Vorwürfe. Sogar das Bobbycar, Geschenk einer
Autofirma an die Wulffs, wird zur Staatsaktion hochstilisiert. Da wird ein
Gebäude, das Wulff betreten hat, als kontaminiert bezeichnet. |
... Und dann kam Wulffs zweiter Fehler: Er forderte eine
Tageszeitung heraus, die gerade dabei ist, die Meinungsführung in den Medien in
Deutschland an sich zu reißen. Kaum ein Politiker wagt es noch, dieser Zeitung
ein Interview zu verweigern, ganz zu schweigen davon, Kritik an diesem
Boulevardblatt zu äußern. Die atemlose Leere, die bleibt, nachdem unsere Presse
unseren Präsidenten quasi medial gelyncht hat, beschreibt niemand. |